Glitazone im Fokus: wie Anti­diabetika das Demenz­risiko verringern können

Eine kürzlich in BMJ Open Diabetes Research & Care veröffentlichte Lang­zeit­studie könnte die zukünftige Forschung an Diabetes-Medikamenten in ein neues Licht rücken. Eine alte Klasse der Anti­diabetika, die Glitazone, zeigt in der Studie ein um 22 % verringertes Risiko, an Demenz zu erkranken. Zudem konnten weitere Analysen zeigen, dass Glitazone Potenzial in der früh­zeitigen Demenz­prävention haben.

Eine groß angelegte Studie1 mit 559.106 Personen analysierte das Demenz­risiko bei Menschen mit diagnostiziertem Typ-2-Diabetes und einem Mindest­alter von 60 Jahren. Dazu wurden die elektronischen Gesund­heits­akten der US-amerikanischen Veterans Health Administration aus dem Zeitraum von 2000 bis 2019 ausge­wertet. Dabei wurden Patienten, die mit einem Sulfonyl­harn­stoff oder einem Glitazon behandelt wurden, mit denen verglichen, die ausschließlich Metformin erhielten. Ihr Gesund­heits­zustand wurde im Durchschnitt 8 Jahre nach­ver­folgt.

Primäre End­punkte waren das Auf­treten jeglicher Ursache von Demenz, vaskulärer Demenz und Alzheimer-Demenz. Bereits nach dem ersten Jahr der anti­diabetischen Behandlung mit Glitazonen konnte das Risiko, an Demenz jeglicher Ursache zu erkranken, verglichen mit Metformin um 22 % gesenkt werden. Das Risiko einer Alzheimer-Demenz konnte um 11 %, das einer vaskulären Demenz um 57 % verringert werden. Bei der gleich­zeitigen Ein­nahme von Metformin mit Glitazonen kam es zu einer Verringerung des Demenz­risikos von 11 %, die alleinige Ein­nahme von Sulfonyl­harn­stoffen erhöhte das Risiko um 12 %. Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass Sulfonyl­harnstoffe eine Demenz fördernde Eigen­schaften auf­weisen, während Glitazone das Risiko, an Demenz zu erkranken, verringern können. Die Ergebnisse können dabei helfen, eine gezielte Therapie­empfehlung für ältere Patienten mit erhöhtem Demenz­risiko zu fokussieren.

Weitere Analysen ergaben zudem, dass Patienten unter 75 Jahren eher von einer Behandlung profitierten als ältere. Diese Ergebnisse zeigen, wie wichtig eine früh­zeitige Demenz­prävention ist. Zudem haben fettleibige oder überge­wichtige Menschen durch die Medikamente einen höheren Schutz vor Demenz.

 


1 Xin Tang et al. Use of oral diabetes medications and the risk of incident dementia in US veterans aged ≥ 60 years with type 2 diabetes. DOI: 10.1136/bmjdrc-2022-002894

Pathdoc – stock.adobe.com