Bunte Chemie – vom Kochen bis zum Färben

Das weiß schon jedes Kind: An Ostern kommt der Oster­hase vor­bei und ver­steckt bunt ge­färbte Eier. Für viele heißt es des­halb einige Tage zuvor, Eier zu kochen und danach einzu­färben. Aber was passiert da über­haupt auf molekularer Ebene und woher kommt dieser Brauch eigentlich? Das DAP klärt auf, damit Sie wissen, wie der (Oster-)Hase läuft.

Der erste Sonntag nach dem ersten Voll­mond, der auf den kalendarischen Frühlings­anfang (zwischen dem 19. und 21. März) folgt, wird jähr­lich als Oster­sonntag definiert. Traditionell werden an diesem Tag bunte Eier, Süßig­keiten und Obst in kleinen Oster­nestern ver­steckt, die von den Kindern morgens gesucht werden müssen. Der Brauch hat seinen Ur­sprung vermutlich im mittel­alter­lichen Christen­tum. In der vor­österlichen Fasten­zeit waren Fleisch- und Eier­speisen verboten – es sammelten sich also bis zum Ende der Fasten­zeit eine ganze Menge Eier an. Damit diese nicht ver­derben, wurden sie abge­kocht und halt­bar ge­macht. Um die Eier von frischen, unge­kochten unter­scheiden zu können, wurden sie im Nachgang häufig einge­färbt.

Im Gegen­satz zu den Menschen im Mittel­alter wissen wir heute, was genau da im Hinter­grund passiert: Zuerst wird das Ei gekocht. Die zum Groß­teil globulär vor­liegenden Proteine im Ei werden durch vor­wiegend elektro­statische und hydrophobe Wechsel­wirkungen strukturiert. Beim Erhitzen werden diese Bindungen sukzessive zerstört (denaturiert), sodass die Amino­säure­ketten nun als lineares Netz vorliegen, in dem sich Wasser­moleküle ein­lagern. Je größer dieses Netz wird, desto stabiler und rigider wird es – das Ei wird hart.

Nach dem Kochen steht das Färben an. Zumeist werden dafür Mixturen aus Wasser, Farbe und Essig (Acetat) verwendet. Das Acetat im Essig sorgt dafür, dass Proteine in der Eier­schale vor­wiegend protoniert vorliegen, sodass die Farb­stoffe besser daran haften können – das intensiviert die Farbe. Dann sind Farben dran, die allein oder als Gemisch angewendet werden können:

Rot wird durch den in Rote Bete vor­kommenden Farb­stoff Betanin aus der Gruppe der Betacyane gefärbt. Die in Rot­kohl enthaltenen Anthocyane ver­leihen den Eiern eine schöne blaue Farbe, die ab­hängig vom pH-Wert aller­dings variieren kann. Rotkohl­saft kann von Rot (pH < 3) bis Gelb (pH > 11) ver­schiedene Farben an­nehmen. Der gelbe Farb­stoff ist vermut­lich der bekannteste. Das in Kurkuma enthaltene Curcumin färbt in wäss­riger Lösung Eier intensiv gelb, wobei der Farb­stoff licht­empfind­lich ist – die Farb­intensität lässt mit der Zeit nach.

Wie wir sehen, muss der Oster­hase ein ganz schönes Chemie-Wissen haben, um die vielen bunten Eier zu fertigen. Dazu noch der Stress, diese dann über­all zu ver­stecken, ganz schön anstrengend!

Das Team vom DAP hofft, dass die Oster­feier­tage für Sie und Ihre Lieben weniger stressig zugehen, und wünscht schöne Ostern!

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