Das geht unter die Haut: STIKO empfiehlt Aspiration bei Covid-19-Impfungen

Zu kaum einer Thematik gibt es aktuell so häufig neue Erkenntnisse wie zu Arzneimitteln und Impfstoffen gegen das Coronavirus. Mit der 18. Aktualisierung ihrer Empfehlung zur Covid-19-Impfung rät die Ständige Impfkommission (STIKO) nun erstmals zur Aspiration bei der intramuskulären Applikation eines Coronaimpfstoffs, obwohl diese Technik bei Impfungen generell schon lange nicht mehr empfohlen wird. Ziel ist es, die Sicherheit der Impfung zu erhöhen. Aber was genau verbirgt sich dahinter und warum hat die STIKO so entschieden?

Bei der sogenannten Aspiration wird die Injektionsstelle vor der Impfung kurz angesaugt, um eine unbemerkte Injektion in ein Blutgefäß zu vermeiden. Seit 2016 empfiehlt die STIKO, auf diese Technik bei der Verabreichung von intramuskulären Impfungen zu verzichten. Demnach seien die Blutgefäße an den betroffenen Körperstellen (M. vastus lateralis und M. deltoideus), die in Reichweite der Nadel liegen, zu klein, um eine versehentliche intravenöse Gabe zu realisieren. Nach evidenzbasierten Empfehlungen mehrerer Beobachtungen konnte dargelegt werden, dass ein Weglassen der Aspiration nicht zu gesundheitlichen Schäden führt – im Gegenteil: Schmerzen und Stress konnten für die Patienten sogar reduziert werden.1 Dies ändert sich nun mit der aktualisierten Empfehlung zur Covid-19-Impfung der STIKO. Impfstoffe gegen das Coronavirus sollen fortan erst nach erfolgreicher Aspiration injiziert werden. Sollte während des Aspirierens Blut in der Spritze erkennbar sein, muss diese entsorgt und eine neue Spritze zur Impfung verwendet werden. Dabei sollte die Injektionsnadel ca. 2 cm tief eindringen. Diese angepasste Empfehlung gilt ausschließlich für Corona-Vakzine. Bei anderen Impfungen bleibt die klare Empfehlung: keine Aspiration.

Grund ist laut STIKO die Erhöhung der Impfstoffsicherheit. Im Tierversuch kam es nach intravenöser Gabe eines mRNA-Impfstoffs zu Perimyokarditiden (klinisch und histopathologisch).2 Obwohl akzidentielle intravenöse Injektionen bei intramuskulär verabreichten Impfungen nur sehr selten vorkommen, hat sich die STIKO angesichts der Ergebnisse aus Tiermodellen dazu entschieden, eine Aspiration wieder einzuführen, um die Coronaimpfung noch sicherer zu machen. Ferner wird in diesem Zusammenhang noch einmal darauf verwiesen, dass die Impfung in jedem Fall intramuskulär erfolgen muss. Intravaskulär, intradermal oder subkutan dürfen die Impfstoffe nicht verabreicht werden.3

1 Ständige Impfkommission: Warum hat die STIKO empfohlen, auf eine Aspiration bei der Injektion von Impfstoffen zu verzichten? (2017). Online verfügbar unter:
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/Stichwortliste/A/Aspiration.html

2 Can Li et al.: Intravenous injection of COVID-19 mRNA vaccine can induce acute myopericarditis in mouse model (2021). DOI:
10.1093/cid/ciab707

3 Robert Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin 7/2022 (2022). Online verfügbar unter:
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2022/Ausgaben/07_22.pdf?__blob=publicationFile

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