Kommt 2024 der OTC-Switch für die Minipille?

Gestagen-Monopräparate zur Kontrazeption gelten als gut verträglich und im Gegensatz zu Östrogenpräparaten als nebenwirkungsarm. Das könnte im Januar 2024 den Sachverständigen-Ausschuss für Verschreibungspflicht dazu veranlassen, die sogenannte Minipille aus der Rezeptpflicht zu entlassen. Eine aktuelle Befragung zeigt, dass die Maßnahme bei Apothekern auf Zuspruch stößt.

Gestagen-Monopräparate zur Empfängnisverhütung wurden 2021 in Großbritannien und 2023 in den USA bereits aus der Rezeptpflicht entlassen. Dabei handelt es sich um Präparate mit Desogestrel oder Norgestrel in der 75-µg-Dosierung. Das Unternehmen HRA Pharma, das unter anderem die Minipillen „Hana“ in Großbritannien und „Opill“ in den USA vermarktet, führt aktuell Gespräche mit dem BfArM, um Desogestrel-Monopräparate auch in Deutschland aus der Verschreibungspflicht zu entlassen.

Eine aktuelle Umfrage unter 100 Apothekern in Deutschland durch das Unternehmen May und Bauer, in Auftrag gegeben von HRA Pharma, konnte ein eindeutiges Stimmungsbild festhalten:1 98 % halten einen einfachen Zugang für Frauen zu oralen Kontrazeptiva entweder für relativ wichtig oder für sehr wichtig. 69 % der Apotheker gaben an, dass sie nach einer entsprechenden Schulung ihren Patientinnen die Minipille empfehlen würden.

Östrogenfreie Verhütungsmittel bestechen durch ein geringes Nebenwirkungsprofil. So ist das Thromboserisiko gegenüber Östrogenpräparaten reduziert. Zudem kommt es nicht zu bekannten Wirkungen auf Ovarien und Schleimhaut, wie sie bei Östrogenpräparaten beobachtet werden – dahingehende regelmäßige Untersuchungen sind somit nicht zwingend notwendig.

Der Antrag auf Entlassung aus der Rezeptpflicht für Gestagen-Monopräparate ist Tagesordnungspunkt der 88. Sitzung des Sachverständigen-Ausschusses für Verschreibungspflicht am 23. Januar 2024.

1 The European Journal of Contraception & Reproductive Health Care: The views of women and pharmacists on the desirability of a progestogen-only pill over the counter. Results of a survey in Germany, Italy and Spain. Volume 27, 2022 https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/13625187.2022.2128643

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