Ihre Erfahrung wird benötigt!

Häufig erreichen das DAP-Team Anfragen, zu denen wir der betroffenen Apotheke leider nur wenig Hoffnung machen können, aber die uns persönlich doch sehr nahegehen.

Einen solchen Fall möchten wir nachfolgend beschreiben, weil uns die betroffene Apotheke in ihrer Notlage um Veröffentlichung gebeten hat.

Der Sachverhalt, wie ihn uns die Apotheke schilderte:

Bei mir in der Apotheke arbeitete bis November 2018 ein „Problem-Mitarbeiter“. Er kündigte selbst zum 30. November 2018 und ging. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.

Ab Juli 2018 klaffte ein riesiges Loch auf unserem Konto. Ende des Jahres stellten wir fest, dass uns ca. 13.000 € an Rezeptumsätzen fehlen!!??

Die Apotheke überprüfte alle Bilanzangaben, konnte aber den Grund dafür nicht finden und konnte sich auch nicht vorstellen, dass jemand übers Jahr hinweg fast 13.000 € aus der Kasse nehmen würde. Zudem ging die Apotheke davon aus, „dass mit den Rezepten niemand privat etwas anfangen könnte“.

Im Oktober 2019 bei der Grundreinigung der Apotheke wurden hinter einem Schrank fast 100 Rezepte von Juni und Juli 2018 und welche von Oktober und November 2018 gefunden. Jemand hatte sie absichtlich dort hinter den Schrank geworfen??!!

Es waren sogar einige hochpreisige Rezepte (Wert: zwischen 3.000 und 5.000 €) dabei. Natürlich war der Schock bei mir sehr groß.

Die betroffene Apotheke reichte auf Anraten ihrer eigenen Abrechnungsstelle die gefundenen Verordnungen zunächst zur Abrechnung ein, denn die betroffenen Krankenkassen würden sich direkt bei ihr melden.

Von diesem wirtschaftlichen Schaden konnte sich die Apotheke erst wieder erholen, als die 13.000 € zunächst wieder auf ihrem Konto eingingen. Dies war im November 2019.

Anfang 2020 kamen jedoch die ersten Verordnungen von der Rezeptprüfung Duderstadt als Null-Retaxationen zurück, mit der Begründung, dass Verordnungen nur erstattet würden, „wenn diese innerhalb der 4-Wochenfrist ohne Fehler abgegeben wurden“.

Ich schrieb an diese Kassen und erklärte, warum die Rezepte so spät eingereicht wurden.
Ich erklärte dazu, dass in diesem Fall bei gar keiner Kasse ein Schaden entstanden ist, nur bei mir, weil ich jetzt erst nach 16 Monaten mein Geld bekommen habe.

Seitdem hörte ich von der AOK nichts mehr!!??

Aber auch die vdek-Kassen haben seitdem eine nach der anderen die Rezepte mit den gleichen Argumenten retaxiert und lassen mit sich gar nicht reden.

Verzweifelt bittet die Apotheke um Unterstützung:

Gibt es keine Hilfe irgendwo, dass man nicht weiter wirtschaftlich ruiniert wird?

Danke

Das DAP teilte der Apotheke die entsprechenden Vereinbarungen der vdek-Kassen zur Rechnungslegung mit:

Aus dieser Vertragsvereinbarung geht hervor, dass eine Vollretax nicht möglich ist, da eine Kürzung pro Abrechnungsmonat und Krankenkasse auf 50 € begrenzt ist.

Hier die entsprechende Regelung mit der AOK Niedersachsen von 2015:

Hier verfällt der Anspruch auf Bezahlung drei Monate nach Ablauf des Liefermonats.

Fazit

  • Es ist nicht damit zu rechnen, dass die Krankenkassen auf ihr vertraglich zugestandenes Recht verzichten, Rechnungen der Apotheken nach Ablauf von drei Monaten nicht mehr zu bezahlen.
  • Bei den vdek-Kassen wäre zu prüfen, welche Rechnungen unter den vertraglichen Höchstabzug von 50 € fallen und nicht auf null retaxiert werden dürfen.

Der restliche Schaden sollte meiner Meinung nach durch einen erfahrenen Anwalt und eine Anzeige gegen unbekannt geltend gemacht werden, denn Profis haben hier umfassendere Möglichkeiten, diese Rezeptentwendungen aufzuklären.

In diesem Zusammenhang wäre ich für jeden Tipp aus Ihrem eigenen Erfahrungsschatz dankbar, wie die betroffene Apotheke nicht auf ihrem Verlust sitzen bleibt.

Ich werde Ihre Hinweise gerne an die betroffene Apotheke weiterleiten.

Apotheker Dieter Drinhaus, DAP Forum, retaxforum@gmx.de

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