Update Lieferengpässe

Der neue Beirat des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat am 22. Juli 2020 das erste Mal zum Thema Lieferengpässe getagt. Der Beirat nach § 52 Abs. 3b Arzneimittelgesetz ersetzt den ehemaligen Jour Fixe des BfArM zu Lieferengpässen. Beschlossen wurde dies mit dem Fairer-Kassenwettbewerb-Gesetz. In der ersten Sitzung standen die aktuellen Lieferengpässe zur Debatte. Zudem wurden einige „To Do´s“ festgelegt.

Beschlossen wurde im ersten Schritt die Geschäftsordnung des Beirats (vorbehaltlich der Zustimmung der nicht anwesenden Vertreter der Bundesländer). Die Beschlüsse des ehemaligen Jour Fixe sollen weiterhin Bestand haben, bis sie durch Beschlüsse des neuen Beirats ersetzt werden.

Darüber hinaus hat sich der Beirat auf anstehende Aufgaben geeinigt:

  • Definition des Begriffs „versorgungskritische Wirkstoffe“, der neu in das Arzneimittelgesetz aufgenommen wurde, sowie Festlegung der Kriterien, die einen Wirkstoff als versorgungskritisch kennzeichnen
  • Erarbeitung von Kriterien für die Liste von Arzneimitteln, für die eine regelmäßige Datenübermittlung zur Beurteilung der Versorgungslage erforderlich ist
  • Zusammenstellung besonders relevanter Wirkstoffe, die perspektivisch wieder in der EU produziert werden sollen

Eine speziell eingerichtete Arbeitsgruppe kümmert sich um die Erledigung der Aufgaben.

Beurteilung der aktuellen Versorgungslage

Nicht zuletzt hat der Beirat die aktuelle Versorgungslage bei bestimmten Wirkstoffen besprochen. Obwohl keine Hinweise auf mögliche Engpässe vorliegen, soll die Versorgungssituation hinsichtlich der Wirkstoffe Sufentanil, Midazolam und Propofol weiter engmaschig kontrolliert werden, vor allem vor dem Hintergrund einer möglichen zweiten Corona-Welle. Bei Epirubicin und Doxorubicin sieht der Beirat aktuell keine generell eingeschränkte Verfügbarkeit. Für den Einsatz von Heparinen erarbeiten die wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften gerade Handlungsempfehlungen, da Engpässe aufgrund der in China ausgebrochenen afrikanischen Schweinepest nicht auszuschließen sind. Im Hinblick auf Venlafaxin hat sich die Versorgungslage leicht entspannt: Der Beirat rechnet mit einer zunehmenden Verfügbarkeit in den kommenden Wochen. Bei metforminhaltigen Arzneimitteln kann es aufgrund der andauernden Untersuchungen auf Nitrosamin-Verunreinigungen immer wieder zu einer schwankenden Verfügbarkeit in den kommenden Monaten kommen.

Wer sitzt im Beirat zu Lieferengpässen?

Der neue Beirat besteht aus Vertretern der folgenden Verbände, Organisationen, Institutionen und Behörden: Arbeits­gemeinschaft der Wissen­schaftlichen Medizinischen Fach­gesell­schaften e.V. (AWMF), Arznei­mittel­kommission der deutschen Apotheker (AMK), Arznei­mittel­kommission der deutschen Ärzte­schaft (AkdÄ), Bundes­institut für Arznei­mittel und Medizin­produkte (BfArM), Bundes­institut für Impf­stoffe und bio­medizinische Arznei­mittel (Paul-Ehrlich-Institut (PEI)), Bundesverband der Pharma­zeutischen Industrie e.V. (BPI), Bundesverband der Arznei­mittel-Hersteller e.V. (BAH), Bundes­verband des pharma­zeutischen Groß­handels e.V. (PHAGRO), Bundes­verband deutscher Kranken­haus­apotheker e.V. (ADKA), Bundes­vereinigung deutscher Apotheker­verbände (ABDA), Deutsche Kranken­hausgesellschaft e.V. (DKG), Kassen­ärztliche Bundes­vereinigung (KBV), Kommission Anti­infektiva, Resistenz und Therapie (Kommission ART), Pro Generika e.V., Spitzen­verband Bund der Kranken­kassen (GKV-Spitzenverband), Verband Forschender Arznei­mittel­hersteller e.V. (vfa), Bundes­arbeits­gemeinschaft Selbst­hilfe von Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung und ihren Angehörigen e.V. (BAG SELBSTHILFE e.V.), Vertretung der Bundesländer.

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