Novavax: Myokarditisfälle und FDA-Zulassungs­empfehlung

Der protein­basierte Impf­stoff Nuvaxovid von Novavax galt lange Zeit als Hoffnungs­träger für Impf­skeptiker und Patienten, bei denen mRNA-Impf­stoffe kontra­indiziert sind. In der Realität wurde der Impf­stoff aber deutlich schlechter ange­nommen als erhofft. Zudem hat sich gezeigt, dass auch Nuvaxovid potenziell Myokarditiden und Perikarditiden aus­lösen kann – genau wie mRNA-Impf­stoffe. Dennoch hat sich die Food and Drug Administration (FDA) am 07.06.2022 dazu entschieden, dem Impf­stoff eine Zulassungs­empfehlung auszu­sprechen.

Nuvaxovid ist in der EU bereits seit Dezember 2021 zuge­lassen. Es war damit der erste zuge­lassene Protein-Unter­einheiten-Impf­stoff gegen Covid-19. Damit sollte Nuvaxovid als sogenannter Totimpf­stoff vor allem für Skeptiker gegenüber mRNA-Impf­stoffen oder Menschen mit Kontra­indikation eine sichere Alternative dar­stellen. Nach aktuellen Zahlen entpuppte sich der Hoffnungs­träger aller­dings als Laden­hüter, die erwarteten Absatz­mengen wurden nicht erreicht. Nun kommt es nach Meldungen der FDA zu ähnlichen Neben­wirkungen wie bei mRNA-basierten Impf­stoffen, weshalb die Aktie der Hersteller­firma Novavax um 20 Prozent­punkte einstürzte.

Es ist länger bekannt, dass mRNA-basierte Impf­stoffe das Risiko für eine Myo- oder Perikarditis erhöhen können. Die Ständige Impf­kommission (STIKO) reagiert darauf mit stetigen Anpas­sungen der Impf­empfehlungen. Seit dem 10. November 2021 empfiehlt die STIKO den Impf­stoff Spikevax von Moderna nur noch für Personen ab 30 Jahren. Bei jüngeren Menschen wurden nach der Impfung häufiger Myo- und Perikarditiden beobachtet als nach der Impfung mit Comirnaty. Besonders anfällig für die seltenen Impf­folgen sind junge Männer. Der Grund für die Reaktion ist noch nicht abschließend geklärt. Nun zeigen Studien: Auch der Protein-Unter­ein­heiten-Impfstoff Nuvaxovid führte bei sechs von 40.000 Probanden zu einer Myokarditis und/oder Perikarditis. Vier der betrof­fenen Personen waren zwischen 16 und 28 Jahre alt, ein 67-jähriger Mann und eine 60-jährige Frau erkrankten eben­falls. In der Placebo-Kontroll­gruppe kam es zu einem Myokarditis-Fall. Alle Fälle wurden von der FDA als schwer einge­stuft, weshalb diese am 03.06.2022 einen „Anlass zur Sorge“ kund­ge­geben hat.

Ob es einen kausalen Zusammen­hang zwischen der Impfung und dem Auftreten von Myokarditiden und Perikarditiden gibt, lässt sich momentan nicht final bestätigen. Da fünf der Erkrankungen innerhalb von zwei Wochen nach der Impfung und vor allem bei jungen Männern auftraten und dieses Phänomen bereits bei den mRNA-Impf­stoffen aufge­treten war, geht die FDA in ihrem Bericht von einem Zusammen­hang aus.1

 


1 Food and Drug Administration: Vaccines and Related Biological Products Advisory Committee Meeting June 7, 2022. Online verfügbar unter: https://www.fda.gov/media/158912/download

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