Nach Absetzen von Natalizumab: Welche Alternative ist am besten?

Natalizumab gehört zu den effektivsten Therapie­möglich­keiten bei der schub­förmig remittierenden Multiplen Sklerose (RRMS). Allerdings nimmt die Wahr­scheinlich­keit, an einer der Neben­wirkungen – der progressiven multi­fokalen Leukenzephalopathie (PML) – zu erkranken, mit der Therapie­dauer zu. Bei Patienten, die während der Therapie ein erhöhtes PML-Risiko aufweisen, muss ein Präparate­wechsel erwogen werden. Allerdings wurde bisher nicht untersucht, welche Ersatz­therapie am besten geeignet ist. Eine neue Studie gibt nun Aufschluss.

Natalizumab konnte seine Wirksam­keit bei RRMS in diversen Studien darlegen, in der Lang­zeit­therapie muss aller­dings auf das Auftreten von PML, einer seltenen Gehirn­infektion, ausge­löst durch das John-Cunningham-Virus (JCV), geachtet werden. Dement­sprechend müssen Patienten regel­mäßig auf eine Sero­konversion unter­sucht und, falls Anti-JCV-Anti­körper auftreten, auf eine alternative Therapie umge­stellt werden. Eine in JAMA Neurology veröffentlichte Studie vergleicht nun die Wirksamkeit von Fingolimod, Dimethyl­fumarat und Ocrelizumab nach Absetzen von Natalizumab.

In der Kohorten­studie wurden die Patienten­daten von 66.840 Patienten, die im MSBase-Register einge­tragen sind, berück­sichtigt. Weltweit wurden 1.386 Patienten aus­findig gemacht, die von Natalizumab auf Fingolimod (n = 823), Dimethyl­fumarat (n = 138) oder Ocrelizumab (n = 425) umgestellt worden waren. Dabei kamen die Forscher zu folgenden Ergebnissen:1

  • Die annualisierte Rück­fall­rate (ARR) betrug 0,06 für Ocrelizumab, 0,26 für Fingolimod und 0,27 für Dimethylfumarat, während das ARR-Verhältnis von Fingolimod zu Ocrelizumab 4,33 und von Dimethylfumarat zu Ocrelizumab 4,50 betrug.
  • Im Vergleich zu Ocrelizumab betrug die Hazard Ratio (HR) bis zum erst­maligen Rück­fall 4,02 für Fingolimod und 3,70 für Dimethylfumarat.
  • Für den Abbruch der Behandlung betrug die HR 2,57 für Fingolimod und 4,26 für Dimethyl­fumarat.
  • Die Behandlung mit Fingolimod war mit einer 49 % höheren Wahr­schein­lichkeit für eine Zunahme der Behinderung verbunden. Zwischen Ocrelizumab und Fingolimod konnte bei der Verbesserung der Behinderung kein signi­fikanter Unter­schied festge­stellt werden.

Die Studie zeigt, dass der Wechsel von Natalizumab auf Ocrelizumab für Patienten mit RRMS im Vergleich zu Fingolimod und Dimethyl­fumarat mit der niedrigsten ARR und Absetzungs­rate assoziiert und gleich­zeitig die Zeit bis zum erst­maligen Rück­fall am längsten war.

 


1 Chao Zhu, Thomas Kalincik et al. Comparison Between Dimethyl Fumarate, Fingolimod, and Ocrelizumab After Natalizumab Cessation. DOI: 10.1001/jamaneurol.2023.1542

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