Hängen Medikamentenkonsum und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen zusammen?

Eine in The American Journal of Gastroenterology veröffentlichte Studie untersuchte die Auswirkungen von Medikamenteneinnahme auf die Entwicklung chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen (CED). Dabei konnte für die meisten Medikamentengruppen ein Zusammenhang erkannt werden. Dementsprechend vermuten die Forscherinnen und Forscher für CED eine organübergreifende Ätiopathogenese.

Unter chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen versteht man im Allgemeinen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Sie gehören zu den weltweit häufigsten Autoimmunerkrankungen und sind, aufgrund der weitestgehend ungeklärten Auslöser, Gegenstand intensiver Forschung.

Einen wichtigen Beitrag konnte nun ein Team der Universität Kopenhagen leisten. In einer Analyse nationaler Gesundheitsregister wurden 29.219 Personen mit CED ausfindig gemacht und mit 292.190 CED-freien Menschen verglichen. Der primäre Endpunkt stellte die Einnahme eines beliebigen verschreibungspflichtigen Arzneimittels bis zu 10 Jahre vor der Diagnose dar. Zur Interventionsgruppe zählten alle Personen, die innerhalb dieses Zeitraums mindestens ein Rezept für ein im ATC-Code aufgeführtes Medikament erhielten.

In 12 der 14 ATC-Hauptgruppen war die Medikamenteneinnahme verglichen mit der Kontrollgruppe 10 Jahre vor der Diagnose 1,1- bis 1,8-fach erhöht. Am stärksten ausgeprägt waren die Ergebnisse bei Morbus Crohn. Alter und Geschlecht hatten dagegen keinen Einfluss auf das Ergebnis. Zwei Jahre vor der Diagnose konnte für die Interventionsgruppe eine steile Zunahme der Medikamenteneinnahme verzeichnet werden, die sich signifikant von der Kontrollgruppe unterschied.

Verschiedene Arzneistoffgruppen wurden besonders häufig im Interventionsarm gefunden. So nahmen Personen mit Morbus Crohn 10 Jahre vor der Diagnose 2,7-mal mehr Immunsuppressiva, 2,3-mal mehr Antianämika sowie 1,9-mal mehr Analgetika und Psychopharmaka im Vergleich zu CED-freien Personen ein. 

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Entwicklung von CED im Zusammenhang mit weiteren Organsystemen steht. Allgemein zeigen die Ergebnisse, dass ein erhöhter Medikamentenkonsum das Risiko, an einer CED zu erkranken, steigern könnte.1

1 Bonfils, Linéa MD, Karachalia Sandri et al.: Medication-Wide Study: Exploring Medication Use 10 Years Before a Diagnosis of Inflammatory Bowel Disease. Doi: 10.14309/ajg.0000000000002399

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