Rovunaptabin verbessert Post-COVID-Symptomatik
Der Aptamer Rovunaptabin (auch BC007), der an funktionell aktive Autoantikörper gegen G-Protein-gekoppelte Rezeptoren (GPCR-fAAbs) bindet, zeigte bislang gemischte Ergebnisse bei der Verbesserung der Post-COVID-Symptomatik. Nun konnte jedoch die Phase-IIa-Studie reCOVer mit klar definierten Einschlusskriterien eine Neutralisierung von GPCR-fAAbs nachweisen, die mit einer signifikanten Verbesserung der Fatigue und Lebensqualität einherging.
Trotz des offiziellen Endes der COVID-19-Pandemie im Jahr 2023 leiden Menschen weltweit weiterhin an den Spätfolgen einer Infektion – besser bekannt als Post-COVID-Syndrom (PCS) und Long COVID.1,2 Dieses umfasst länger als zwei Monate anhaltende Symptome wie Fatigue nach einer wahrscheinlichen oder bestätigten SARS-CoV-2-Infektion, die nicht durch andere Diagnosen erklärt werden können.3 Verschiedene pathogenetische molekulare Signalwege lassen unterschiedliche PCS-Untergruppen vermuten, darunter eine mit GPCR-fAAbs.2 Diese sind Ziel des Aptamers Rovunaptabin, einem 15-mer-Einzelstrang-DNA-Oligonukleotid. Während Einzelfallberichte eine deutliche Besserung der PCS-Symptome nach Anwendung von Rovunaptabin zeigten, konnte eine Phase-II-Studie keine Überlegenheit gegenüber Placebo nachweisen. In der Phase-IIa-Studie reCOVer wurde nun mit klar definierten Einschlusskriterien der Einfluss von Rovunaptabin auf GPCR-fAAbs, Fatigue und Lebensqualität untersucht.2
Die Studie umfasste 30 Probandinnen und Probanden im Alter zwischen 18 und 80 Jahren, die folgende Einschlusskriterien erfüllten: eine vorangegangene SARS-CoV-2-Infektion (positives PCR-Ergebnis), PCS-Symptome für mindestens drei Monate, klinisch relevante Fatigue (Bell-Score ≤ 60), mindestens drei Symptome wie Belastungsintoleranz, Konzentrationsstörungen oder Brain Fog sowie vorhandene GPCR-fAAbs.2 Die Teilnahme umfasste in einem Cross-over-Design eine einmalige intravenöse Applikation von Rovunaptabin oder Placebo an Tag 0 und Tag 42 sowie 14 Visiten, bei denen u. a. Blutuntersuchungen und Fragebogenerhebungen (z. B. Functional Assessment of Chronic Illness Therapy [FACIT]) durchgeführt wurden.2 Der primäre Endpunkt war das Auftreten therapieassoziierter Nebenwirkungen bis Tag 28 oder Tag 70, der sekundäre die Wirkung von Rovunaptabin auf Fatigue und Lebensqualität.
Die Behandlung führte zu einer Neutralisierung von GPCR-fAAbs, was mit einer deutlichen Verbesserung der selbstberichteten Fatigue und Lebensqualität (FACIT, Bell-Score, Fatigue Severity Scale) einherging.2 Die anhaltende Symptomverbesserung trotz der kurzen Serumhalbwertszeit von 9,9 Minuten deutet nicht nur auf eine Hemmung der Rezeptorbindung, sondern auch auf eine immunmodulierende Wirkung auf B-Zellen und/oder Plasmazellen hin. Interessanterweise zeigte eine Untergruppe der Placebo-Gruppe, dass das bloße Verschwinden von GPCR-fAAbs nicht automatisch zu einer Verbesserung der Fatigue führte – ein Hinweis auf die pathogene Wirkung selbst unterhalb der Nachweisgrenze. Rovunaptabin könnte somit in der Zukunft eine vielversprechende therapeutische Option für eine autoimmune PCS-Untergruppe darstellen.
1 Robert Koch-Institut (2025). Antworten auf häufig gestellte Fragen zur COVID-19-Pandemie. https://www.rki.de/SharedDocs/FAQs/DE/COVID-19-Pandemie/FAQ-Liste-COVID-19-Pandemie.html
2 Hohberger et al. (2025). Safety, tolerability and clinical effects of rovunaptabin, also known as BC007 on fatigue and quality of life in patients with Post-COVID syndrome (reCOVer): a prospective, exploratory, placebo-controlled, double-blind, randomised phase IIa clinical trial (RCT). https://doi.org/10.1016/j.eclinm.2025.103358
3 Soriano et al. (2021). A clinical case definition of post-COVID-19 condition by a Delphi consensus. https://doi.org/10.1016/S1473-3099(21)00703-9
