Paracetamol in der Schwanger­schaft – erhöhtes Risiko für Autismus?

Vor kurzem warnte US-Präsident Trump Frauen davor, Paracetamol während der Schwanger­schaft einzu­nehmen, da dies das Risiko für Autismus beim unge­borenen Kind erhöhe.

Was ist an der Aussage dran?

Paracetamol ist sowohl bei der analgetischen als auch der antipyretischen Behandlung Mittel der Wahl in der Schwangerschaft. Während im 1. und 2. Trimenon auch Ibuprofen gegeben werden kann, steht im 3. Trimenon nur noch Paracetamol als Option zur Verfügung. Somit hätten schwangere Frauen, wenn sie Trumps Warnung folgen würden, im letzten Trimenon keine therapeutische Möglichkeit mehr.

Auf der Internetseite www.embryotox.de der Charité können für verschiedene Arzneimittel die Datenlage und die Empfehlung für eine Einnahme in der Schwangerschaft und Stillzeit nachgeschaut werden. Paracetamol wird hier weiterhin als Mittel der Wahl aufgeführt, außerdem wird auf die kontroverse Datenlage im Hinblick auf einen möglichen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft und mentalen bzw. Verhaltens- und Sprachentwicklungsauffälligkeiten (wie AHDS und Autismus) beim Kind eingegangen. Es werden mehrere Gründe aufgeführt, warum die Datenlage kritisch zu sehen ist:1

  • Andere mögliche Ursachen wie genetische Faktoren, das soziale Umfeld und Details zu mütterlichen Erkrankungen wurden in den Studien nur unvollständig erfasst.
  • Die diagnostischen Kriterien für die beobachteten Auffälligkeiten wurden in den Untersuchungen uneinheitlich angewandt.
  • Die statistische Signifikanz der beobachteten Zusammenhänge zwischen Paracetamol und den Entwicklungsauffälligkeiten ist in vielen der Studien grenzwertig.
  • Dosis, Dauer und Trimenon der Einnahme unterscheiden sich zwischen den Studien oder sie werden nur unzureichend oder gar nicht spezifiziert.
  • Ein plausibler Schädigungsmechanismus von Paracetamol hinsichtlich der diskutierten Auffälligkeiten ist nicht bekannt.
  • Einige Studien zeigen auch nach Paracetamol-Einnahme des Vaters (zeitlich vor oder nach einer Schwangerschaft) ähnlich erhöhte Risiken für Verhaltensauffälligkeiten beim Kind wie nach Paracetamol-Einnahme der Mutter während der Schwangerschaft. Dies spricht gegen einen kausalen Zusammenhang und deutet eher auf einen Einfluss familiärer Faktoren hin.

Auch die EMA sieht keinen Grund, die Empfehlung für die Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft anzupassen, da es keine neuen Erkenntnisse gibt.2

Wie jedes andere Arzneimittel sollte auch Paracetamol nicht leichtfertig in der Schwangerschaft eingenommen werden. Aber bei klarer Indikation bleibt es weiterhin Mittel der Wahl.
 


1 Embryotox: Paracetamol. Online abrufbar unter: https://www.embryotox.de/arzneimittel/details/ansicht/medikament/paracetamol, zuletzt aufgerufen am 13.10.2025
2 EMA: Use of paracetamol during pregnancy unchanged in the EU. Stand: 23.09.2025. Online abrufbar unter: https://www.ema.europa.eu/en/news/use-paracetamol-during-pregnancy-unchanged-eu

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