Auswirkungen des Klimawandels auf Infektionskrankheiten

Prof. Dr. Clarissa Prazeres da Costa von der Technischen Universität München gab auf dem pharmacon in Meran in ihrem Vortrag „Klimawandel und Infektionskrankheiten“ einen Ausblick, wie sich Infektionskrankheiten wie Dengue-Fieber, das West-Nil-Virus oder auch Leishmaniose durch den Klimawandel in Europa weiter ausbreiten und endemisch werden können.

Schon heute herrscht in fast ganz Europa ein Klima, das für Anopheles-Mücken geeignet ist, wodurch theoretisch eine Übertragung von Malaria möglich wäre. Jedoch ist dies bis jetzt noch Theorie, da es keine Anopheles-Mücken in Europa gibt. Anders sieht es jedoch bei den Tigermücken aus, die unter anderem das Dengue-Virus übertragen. Diese findet man mittlerweile auch in Europa, vor allem auch in Südeuropa. Hier wurden mittlerweile auch autochthone Übertragungen des Dengue-Virus festgestellt; dies bedeutet, dass die Krankheit in Europa von einer Mücke an den Menschen übertragen wurde. Modellrechnungen zeigen, dass sich das Virus in den nächsten 50 Jahren auch in Deutschland ausbreiten könnte. Um der Verbreitung der Tigermücken Einhalt zu gebieten, gibt es die Informationsplattform TIGER. Hier haben Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, Sichtungen der Asiatischen Tigermücke zu melden und gefundene Mücken zur Analyse einzuschicken.

Neben dem Dengue-Virus und dem West-Nil-Virus, das für Menschen recht häufig symptomlos verläuft, breitet sich auch die Leishmaniose weiter aus.

Leishmaniose wird von Schmetterlingsmücken, die lautlos unterwegs sind, übertragen.  Bei der kutanen Leishmaniose bildet sich zumeist an der Einstichstelle eine Papel als Ausgangspunkt einer Läsion. Oft bildet sich eine Ulzeration aus, die sich im Laufe der Zeit leicht verändert. Auch bei Behandlung bleibt immer eine Narbe zurück. Es ist ratsam, bei Patientinnen und Patienten, die von solchen Papeln bzw. Ulzerationen berichten, nachzufragen, ob sie sich eventuell vor kurzem in einem Leishmaniose-Risikogebiet befunden haben, und ihnen ggf. den Hinweis mitzugeben, sich in einer reisemedizinischen Praxis vorzustellen.

Neue Krankheiten durch Migration

Aber auch durch Migration können neue Krankheiten eingeschleppt werden. In Korsika wurde 2014 der erste Fall von Schistosomiasis (Bilharziose) aus Westafrika eingeschleppt. Schistosomiasis, eine Infektion durch Parasiten, wird über Süßwasserschnecken, die in Süßwasserflüssen leben, übertragen. Seit 2016 werden auch hier Fälle von autochthonen Übertragungen gemeldet.

Die Beratung zu Reisekrankheiten wie Dengue-Fieber, Leishmaniose und Co. beschränkt sich also nicht mehr nur auf Fernreisen, sondern ist auch schon für Teile von Europa wichtig und könnte zukünftig noch mehr an Bedeutung gewinnen.

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