Haut­reaktionen nach Impfungen gegen Gürtel­rose – Anwendungs­beo­bachtung des Paul-Ehrlich-Instituts

Mit dem Impf­stoff Shingrix® steht seit März 2018 der erste Tot­impf­stoff zur Prävention von Herpes Zoster zur Verfügung. Seit der Ver­wendung häuften sich die Berichte über Herpes-Zoster-ähnliche Haut­aus­schläge nach der Ver­ab­reichung des Vakzins. Eine An­wendungs­beo­bachtung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) hat nun erste Ergebnisse über den Zusammen­hang ver­öffentlicht.

Herpesviren, zu denen u. a. das Varizella-Zoster-Virus (VZV) gehört, können nach einer Erst­infektion das ganze Leben lang in den Neuronen der Spinal­ganglien ver­steckt vorm Immun­system persistieren und nach ent­sprechenden Einfluss­faktoren (z. B. UV-Licht, Stress) erneut in eine aktive Form über­gehen und dann die Erkrankung Herpes Zoster auslösen. Häufig kommt es nach Ab­klingen der ersten Symptome zu Post-Zoster-Neuralgien an betroffenen Haut­stellen, die ein Leben lang bestehen bleiben können.

Therapeutisch gilt die Prävention der Reaktivierung als Mittel der 1. Wahl. Neben dem Lebend­impf­stoff Zostavax® steht seit 2018 auch der Tot­impf­stoff Shingrix® zur Ver­fügung, der laut der Europäischen Arznei­mittel-Agentur (EMA) für Personen ab 18 Jahren mit erhöhtem Herpes-Zoster-Risiko bzw. für Personen ab 50 Jahren indiziert ist.1 Als Neben­wirkungen wurden seit 2018 vor allem Haut­aus­schläge beobachtet, die einem Herpes Zoster ähneln. In einer Beobachtungs­studie des PEI wurden nun die Zusammen­hänge auch in Bezug auf Komorbiditäten und andere Einflüsse unter­sucht. Dabei wurden die Haut­aus­schläge der mit Shingrix® Geimpften durch Dermato­loginnen und Dermato­logen validiert und unab­hängig PCR-Tests zur Identifizierung einer VZV-Infektion durch­ge­führt.

In die Studie wurden 80 Verdachts­fälle einge­schlossen, von denen 27 mittels PCR positiv auf den Wild­typ des Varizella-Zoster-Virus getestet wurden. Die ersten Symptome (Dermatome im thorakalen und zervikalen Bereich) traten über­wiegend in den ersten Wochen nach der ersten Impf­dosis oder un­mittel­bar nach Verab­reichung der zweiten Dosis auf – zu einem Zeit­punkt, an dem der Impf­schutz noch nicht voll­ständig war. Zusätz­lich waren 62,5 % der diagnostizierten VZV-Fälle im anschließenden PCR-Test negativ, was darauf hindeutet, dass sich eine Gürtel­rose-Unter­suchung ohne PCR-Testung schwierig gestalten kann. In der Unter­suchung wird geschluss­folgert, dass das Auf­treten der Symptome nach einer Shingrix®-Impfung nicht in einem kausalen, sondern in einem zeit­lichen Zusammen­hang steht und somit vorerst keine Maß­nahmen zur Minimierung des Risikos notwendig sind.2
 


1 European Medicines Agency: Shingrix. Online verfügbar unter: https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/EPAR/shingrix
2 Paul-Ehrlich-Institut: Verdachtsfälle von Herpes zoster sowie ausgeprägten Hautreaktionen im Zusammenhang mit der Impfung gegen Herpes zoster und postherpetische Neuralgie: Ergebnisse einer Anwendungsbeobachtung bei mit Shingrix geimpften Personen in Deutschland. Online verfügbar unter: https://www.pei.de/SharedDocs/Downloads/DE/newsroom/bulletin-arzneimittelsicherheit/einzelartikel/2024-shingrix-studie.pdf?__blob=publicationFile&v=4

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