Appendizitis – besser mit Antibiotikum behandeln?

Die Appendektomie zählt zu den Standard­therapien der Appendizitis. Der Routine­ein­griff verläuft zwar meist ohne Kompli­kationen, zur Über­wachung muss der Patient allerdings stationär aufgenommen und beobachtet werden. Eine Alternative bietet die Therapie mit einem Antibiotikum. Schon lange wird diskutiert, welche Vorteile die nicht­invasive Behandlung darstellt. Eine neue Studie zeigt nun, dass die Mehrzahl der Appendizitiden mit Antibiotika behandelt werden könnten.

Die Appendizitis stellt eine Entzündung des Wurmfortsatzes des Zäkums (Appendix vermiformis) dar. Sie gilt als die eine der häufigsten Ursachen des akuten Abdomens. Ätiologisch liegt oft eine Obstruktion mit Entleerungsstörung des Appendix zugrunde. Die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens zu erkranken, liegt durchschnittlich zwischen 6,7 % bei Frauen und 8,6 % bei Männern. Häufig tritt die Entzündung im Jugendalter bzw. bei jungen Erwachsenen auf. Zu den Symptomen zählen starke Schmerzen im rechten Unterbauch, Fieber, Erbrechen und ein allgemeines Krankheitsgefühl. Der Großteil der Patienten wird nach bestätigender Diagnose laparoskopisch operiert. Zwischen 2010 und 2017 wurden insgesamt fast 900.000 Appendektomien durchgeführt. Zwar gehört die Appendektomie zu den Routineeingriffen, für den Patienten ist der Eingriff aber dennoch mit Stress, Angst und einem stationären Krankenhausaufenthalt verbunden.1

Eine Alternative stellt die konservative Behandlung mit Antibiotika dar. In einer Studie mit 726 Teilnehmern mit bildgebender Bestätigung einer Appendizitis, die nach dem Zufallsprinzip Antibiotika erhielten, konnten 46 % innerhalb von 24 Stunden aus der Notaufnahme entlassen werden. Des Weiteren verglich die Studie die ambulante sowie die stationäre Antibiotikatherapie. Als Ergebnis konnte gezeigt werden, dass es eine Woche nach der Entlassung bei der ambulanten Behandlung bei weniger als einem von 100 Patienten zu schwerwiegenden unerwünschten Wirkungen kam. Die ambulante Behandlung zog im Vergleich zur stationären Therapie nicht mehr Appendektomien nach sich, wodurch die Patienten an weniger Arbeitstagen ausfielen.2

Laut der Studie ist eine (früh-)elektive Operation einer Antibiotikatherapie nicht überlegen, sodass die konservative Therapie für viele Patienten eine sichere und unkomplizierte Alternative darstellen kann. Weitere Studien müssen Aufschluss über Rezidivraten geben, welche je nach Literatur bei ca. 20 % innerhalb des ersten Jahres liegen. Einschränkungen gelten ebenfalls für eine komplizierte Appendizitis, die nach wie vor operativ behandelt werden muss.

Zu den am häufigsten eingesetzten Antibiotika zählen eine Kombination von Cephalosporinen und einem Nitroimidazol sowie ein Penicillin kombiniert mit einem Beta-Lactamase-Inhibitor oder Chinolonen. Die Anwendung von Reserveantibiotika (Carbapeneme) wird hingegen stark kritisiert. Die Dauer der Therapie richtet sich nach dem klinischen Verlauf und Entzündungsparametern und muss individuell abgeschätzt werden.1
 


1 Andric, M., Kalff J.C. et al.: Empfehlungen zur Therapie der akuten Appendizitis. DOI: 10.1007/s00104-020-01237-0
2 JAMA Network: Analysis of Outcomes Associated With Outpatient Management of Nonoperatively Treated Patients With Appendicitis. DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2022.20039

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