Vorsicht bei Umstellung auf Alkindi

In einem Rote-Hand-Brief informierte die Firma Diurnal Europe B.V. am 4. Februar 2021, dass das Risiko einer akuten Neben­nieren­insuf­fizienz besteht, wenn von zerkleinerten oder rezeptur­mäßig herge­stellten oralen Hydrocortison-Formulierungen auf das Fertig­arznei­mittel Alkindi (Hydrocortison­granulat zur Entnahme aus Kapseln) umge­stellt wird. Der Hinweis fußt auf einem Fall, in dem ein Säugling nach der Umstellung von löslichen Hydro­cortison-Tabletten auf Alkindi eine adrenale Krise hatte.

Die akute Neben­nieren­insuf­fizienz kann bei der Umstellung auftreten, weil bei zerkleinerten oder als Rezeptur herge­stellten oralen Hydro­cortison-Formulierungen das Risiko einer ungenauen Dosierung besteht. Das Kind sollte daher nach der Umstellung von zer­kleinerten Tabletten oder einer Rezeptur auf Alkindi genau beobachtet werden. Besonders Symptome wie Müdigkeit, Kopf­schmerzen, Temperatur­schwankungen und Erbrechen weisen auf eine Neben­nieren­insuf­fizienz hin und sollten den Betreuungs­personen des Kindes bekannt sein. Liegen Symptome einer Nebenniereninsuffizienz vor, ist es laut Rote-Hand-Brief erforderlich, dass die Betreuungspersonen dem Kind der Produktinformation entsprechend zusätzliche Dosen des Alkindi-Granulats geben und sofort ärztlichen Rat einholen.

Gründe für uneinheitliche Dosierung

Hydrocortison hat in Wasser eine geringe Löslichkeit. Bei löslichen Hydro­cortison-Tabletten besteht deshalb die Gefahr einer uneinheitlichen Dosierung, sobald die Tabletten abweichend von den Hersteller­anweisungen zubereitet werden. Unabhängig davon ist es bei sehr jungen Kindern grund­sätzlich schwierig, auf andere Darreichungs­formen von Hydrocortison umzustellen. Auch bei der einheitlichen Verwendung von zerkleinerten oder rezeptur­mäßig hergestellten Hydro­cortison-Formulierungen kann es bereits zu Dosis­schwankungen kommen.

Anwendung von Alkindi

Alkindi ist ein Hydrocortison-Granulat zur Entnahme aus Kapseln, das für die Anwendung bei Neugeborenen, Kindern und Jugendlichen (ab der Geburt bis 18 Jahre) zugelassen ist. Eingesetzt wird es zur Ersatztherapie bei Nebenniereninsuffizienz. Das Granulat wird aus der Kapsel entnommen, indem die Kapsel – gehalten mit dem Dosisaufdruck nach oben – mit dem Finger oben angetippt wird, damit das Granulat in die untere Kapselhälfte fällt, und dann die obere Kapselhälfte abgedreht wird. Das Granulat kann entweder direkt auf die Zunge des Kindes gegeben oder auf einen Löffel gestreut werden und dann in den Mund des Kindes gegeben werden. Nimmt das Kind bereits weiche Speisen zu sich, kann das Granulat auch auf einen Löffel mit kalter oder zimmertemperierter weicher Nahrung (z. B. Joghurt oder Fruchtpüree) gestreut und danach sofort verabreicht werden. Direkt nach der Einnahme ist Flüssigkeit zum Nachtrinken wichtig, um sicherzustellen, dass das gesamte Granulat geschluckt wird. Das Granulat darf jedoch nicht selbst in Flüssigkeit gelöst werden, da in dem Fall möglicherweise nicht die gesamte Dosis eingenommen und zudem die Geschmacksmaskierung beeinträchtigt würde. Bei der Entnahme des Granulats ist die Kapsel wieder anzutippen, um zu gewährleisten, dass das Granulat vollständig herausfällt.

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